Nachrichten und Kritik
18.09.15 | Nachrichten
Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey über die Gewinnentwicklung des weltweiten Kapitals in den letzten 35 Jahren bringt einige seltene Zahlen zum Stand der Weltwirtschaft. Einige Daten von der Gewinnerseite.
Die Unternehmensberatung McKinsey hat unter dem Titel „Playing to win: the new global competition for corporate profits“ (dt.: „Spielen um zu Gewinnen. Der neue globale Kampf um Konzerngewinne“ – Report bzw. Zusammenfassung) die Gewinnentwicklung von knapp 30.000 Unternehmen in zwischen 1980 und 2013 analysiert. Dabei wurden Unternehmen in 42 Ländern mit einem Mindestumsatz von 200 Millionen Dollar betrachtet.
Wir fassen die Fakten kurz zusammen:
Anstieg der Nettogewinne von 2 Billionen Dollar (1980) und auf 7,2 Billionen Dollar (2013). Dies entspricht einem relativen Anstieg von 7,6 auf 10% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts
10% der Unternehmen ziehen 80% des Gesamtgewinns auf sich
Anstieg der Umsatzrendite insbesondere in den USA von ca. 6% (1980) auf 9% (2013)
Interessant auch die vom Bericht erwähnten Ursachen:
„Während neue Märkte sich rund um die Welt entwickelten, bezogen große Firmen zusätzliche Impulse durch ein bemerkenswertes Zusammentreffen externer Faktoren. Gewerbesteuern sind in den meisten OECD-Staaten seit 1980 gesunken, in einigen Fällen um bis zu 50%; die effektiven Steuerraten sind darüber hinaus noch niedriger. Eine eine äußerst geringe Zinsrate hat die Kosten von Leihkapital heute auf praktisch Null reduziert. Viele Firmen haben Produktionsstätten in den Schwellenländern aufgebaut, um die Vorteile von billiger Arbeitskraft zu nutzen. Zwischen 1980 und 2010 vergrößerte sich die Zahl globaler Arbeitskräfte um 1,2 Milliarden Menschen, die meisten davon in Schwellenländern aufgrund des besseren Anschlusses an die globalen Lieferketten. Zugleich wurde die Technologie billiger als je zuvor und unglaublich viel stärker. Z.B. sank die Differenz zwischen den Kosten von Industrierobotern und Arbeitskräften um 50% im selben Zeitraum. Die Produktivität in entwickelten Wirtschaftsländern stieg stetig an, aber während Umsatz und Profite gestiegen sind, blieben die Beschäftigung und Löhne zurück. In den entwickelten Ländern ist der Anteil der ArbeiterInnen am Nationaleinkommen von 76% auf 66% gefallen seit 1980.“ (Kurzfassung, unsere Übersetzung).
Für die Zukunft werden eher schwierige Zeiten vorhergesagt:
Die Zinsraten können nicht weiter sinken (sie sind bereits praktisch bei Null)
Aufgrund der Schwierigkeiten der Staaten zur Finanzierung rechnen die AnalystInnen mit steigenden Unternehmenssteuern, darüber hinaus auch mit einem Ende der Deregulierungsperiode und steigenden Ausgaben für die sozialen und ökologischen Folgen
Überproduktion, erhöhte Konkurrenz insbesondere im Automobilbereich, aber auch Marktveränderungen durch neue Technologien und Vermarktungsformen (z.B. den Taxiservice Uber) werden Unternehmensprofite ebenfalls sinken lassen.
Insgesamt gehen die AnalystInnen davon aus, dass der Anteil der Profite am weltweiten BIP von derzeit 10% bis 2025 auf 8% sinken wird.
Ob dieses Szenario eintreffen wird – da sind allerdings selbst die AnalystInnen von McKinsey skeptisch. U.a. verweisen sie auf eine mögliche Verschlechterung der Konjunkturentwicklung in China und darauf, dass in den nächsten zehn Jahren 50% der Zuwächse in den Unternehmensprofiten aus Schwellenländern kommen sollen – was angesichts des derzeitigen desolaten Zustands von Brasilien, Russland, China und anderen Schwellenländern schwierig werden dürfte fürs Kapital (siehe dazu auch unseren Artikel zu den „Wirtschaftszahlen“ in Ausgabe 17/2015).