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Der Freier

09.09.2016

21.04.20

Julian Streichers Traum

Ich sagte zum Chinesen: Du musst bezahlen! Wieviel?, sagte er. 149 Milliarden. Ich hatte es auf einen großen Zettel geschrieben, einen großen Kassenzettel hatte ich ihm gemacht, wie man ihn beim Einkaufen bekommt. Man musste nämlich alles ganz genau aufschreiben, damit jeder es nachrechnen konnte, pro Tag und pro Stunde. 80 Millionen für die Galeria Kaufhof und 1 Million für die Lufthansa. Und, das hatte ich ganz oben hingesetzt, auch 9 Millionen für die Taxifahrer. Die Galeria Kaufhof und die Taxifahrer pro Tag, die Lufthansa aber pro Stunde. Oder 1.748 Euro für jeden Deutschen, so konnte man sich das viel besser vorstellen, weil das exakt ein Monatsgehalt war. Aber wenn die Sache schlimmer wäre, dann würde es natürlich mehr! 2.160 Euro pro Kopf, oder gar 4.305, wer möchte nicht so ein Monatsgehalt haben!

Der Chinese sagte nichts sondern lächelte nur. Was lachte er? Er drehte den Zettel um. 156 Milliarden, stand dort. Aber das ist doch, sagte er, was deine Herren gestern an Schulden ziehen mussten, um nicht bankrott zu gehen! Und er drehte den Zettel wieder zurück, und dort, wo meine Zahlen gestanden hatten, stand jetzt nur eine große, schwarze Null. Meine Herren hatten gesündigt, sie waren viel schwächer, als es schien, aber ich wollte das doch verstecken, weil es niemand sehen durfte.

Ich nahm den Zettel und rannte zur Tür hinaus. Dort aber standen viele Leute, die auf eine Rede von mir warteten. „Für euch“, rief ich, „für euch, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen, schaut was euch der Chinese jetzt schuldet.“

Auf unseren Streicher ist noch Verlass, sagte einer.

 

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