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09.09.2016

13.02.19

Der Sozialismus des „die andern warn’s“

Zwar kämpften wir für Freiheit und Selbstbestimmung, aber der Feind ließ uns keine andere Wahl als den Terror

Trifft man auf Leninisten oder Trotzkisten und befragt sie, warum die von ihnen beworbene sozialistische Revolution sich historisch in das Gegenteil von Befreiung verkehrt hat, hört man immer dasselbe: wir hätten ja so gern, aber der Feind ließ uns nicht. Soundsoviele feindliche Armeen standen in Russland. Da hatten wir keine andere Wahl, als halt die Rätedemokratie zu unterdrücken, die Presse zu zensieren, massenhaft Linke und ArbeiterInnen einzusperren, die Todesstrafe wieder einzuführen und in den selbstverwalteten Betrieben hierarchische Kontrolle und Fabrikdisziplin wiedereinzuführen.

Es soll gar nicht darum gehen, dass diese Rechtfertigung des Terrors, wie sie schon Lenin und Trotzki bemühten, schon immer eine Lüge war. Der russische Anarchist Gregori Maximoff hat in seinem, im amerikanischen Exil veröffentlichten Buch „The Guillotine at work“ anhand von Lenins Reden und Artikeln gezeigt, dass Lenin zur selben Zeit, als er den bolschewistischen Terror mit Verweis auf die äußere Bedrohung rechtfertigte, intern die Einschätzung gab, dass die äußeren Angriffe bereits abgewehrt waren.

Nein, es geht nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Jede soziale Umwälzung kann und wird nur unter schwersten Bedingungen entstehen und wird einer Vielzahl von Angriffen ausgesetzt sein. Wer den Verweis auf diese Schwierigkeiten historisch als Rechtfertigung für den Terror, die Abschaffung der Demokratie und die Installierung eines neuen autoritären Staates akzeptiert, sagt damit, dass er es in Zukunft wieder so machen würde und wieder so machen wird. An äußeren und inneren Feinden wird es keinen Mangel geben.

Weitere Artikel: siehe hierzu auch Ist es Aufgabe der Linken, Maduro zu verteidigen?

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