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09.09.2016

05.09.18  | Theorie

Andrea Dworkins „Right-wing women“: warum sich Frauen der Rechten zuwenden

Die Präsenz von Frauen in der rechten Szene und in rechten Bewegungen ist ein verstörendes Phänomen.Wieso wenden Frauen sich der Rechten zu, die doch für ihren Sexismus bekannt ist? Ist das nicht ein Schuss ins eigene Knie?

Die Präsenz von Frauen in der rechten Szene und in rechten Bewegungen ist ein verstörendes Phänomen.Wieso wenden Frauen sich der Rechten zu, die doch für ihren Sexismus bekannt ist? Ist das nicht ein Schuss ins eigene Knie?

Nein, ist es nicht, belegt Andrea Dworkin in ihrem Buch „Right-wing women“ – im Gegenteil ist es für Frauen, die sehr viel Sexismus erleben, gefühlt eine Art, sich vor noch mehr Sexismus zu schützen.

Bereits das erste Kapitel „The promise of the ultra-right“ ist ein Augenöffner. Dworkin belegt, dass die Rechte Frauen, die versuchen, sich männlicher Kontrolle zu entziehen, oder die gegen sie rebellieren, mit noch mehr (sexueller) Gewalt bestraft, hingegen vorgibt, die Frauen zu schützen, die sich loyal und ihrer oktroyierten Rolle angepasst verhalten. Genderrollenkonformes Verhalten dient also dem Überleben und ist gekoppelt an die Hoffnung, dass sich Wut und Gewalt der Männer gegen andere, „unperfektere“, unangepasstere Frauen richtet – gegen die rechte Frauen sich auch selber wenden, um sich die Loyalität der männlichen Rechten zu sichern. Damit wird eine Solidarität zwischen Frauen frühzeitig verhindert, es ist das altbekannte Prinzip „divide and conquer“. Dazu gesellt sich das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“: während einerseits immer wieder der Glaube daran, dass männliche Gewalt unkontrollierbar sei, genährt wird, unterbreitet die Rechte Frauen ein Angebot, das vorgibt, diese wenigstens einzudämmen: in einer Form (statt in Chaos), mit festen Regeln (z.B. „wenn du dich konform verhältst und deinen Mann nicht provozierst, schlägt er dich auch nicht“), mit Schutz (besser einem Mann daheim ausgesetzt sein als vielen da draußen), Sicherheit (die Angst der Frauen wird als berechtigt anerkannt) und dem Konzept „Liebe“ (Dworkin spricht hier vor allem die Liebe der ultrachristlichen Rechten zu Jesus an, dem einzigen ungefährlichen, nicht gewalttätigen, unsexuellen Mann). Die Rechte wird also geleitet von Männern, aber sie gründet auf der (berechtigten!) Angst von Frauen und ignoriert diese zugleich.

Im Kapitel „The politics of intelligence“ beschreibt Dworkin Doppelstandards, die das Patriarchat bezüglich Intelligenz setzt. Da die Welt von Männern zu Frauen gebracht wird (zum Beispiel nach Hause), hassen Männer intelligente Frauen, und zwar auch dafür, dass sie aus der Rolle fallen und dafür als deviant und unweiblich beschämt werden (denn die Intelligenz unterscheidet den Mann vom Tier, aber die Frau nicht vom Tier, im Patriarchat ist sie ein Tier – reduziert auf ihre Fick- und Gebärfähigkeit). Intelligenz ist im Patriarchat ein Zeichen für Männlichkeit – Männer haben ein Recht auf diese Welt, Frauen nicht. Frauen müssen ihre Intelligenz verbergen oder sie dafür einsetzen, auf dem Heiratsmarkt eine „gute Partie“ zu machen. Einige Frauen im Patriarchat dürfen gebildet sein, aber eben nur dann, wenn sie gleichzeitig ihre „weibliche Rolle“ übererfüllen: als Hetäre oder als belesene Dekoration im Haushalt. Frauen sollen ihre Intelligenz „weiblich“ einsetzen, sie dürfen Mysterieromane lesen, Kochbücher und Liebesromane, aber sie sollen keine Wissenschaft betreiben. Dworkin macht deutlich, dass zu „Intelligenz“ eben auch die „sexuelles Wissen“ (sexual intelligence) gehört, und das auch die Frauen vorenthalten wird und somit einen Zugang zur realen Welt verhindert: sexuelles Wissen bedeutet, Körperteile benennen zu können (ohne sexualisiert oder beschämt zu werden), ein Recht auf den eigenen Körper zu haben und darauf, Grenzen zu setzen. Alle drei Faktoren sind im Patriarchat nicht gegeben, so dass es für Frauen gilt, zwischen Pest oder Cholera das kleinere Übel zu wählen: Ehefrau oder Prostituierte? Beide werden gegeneinander ausgespielt, obwohl beide doch dieselbe Rolle erfüllen: sexuelle Verfügbarkeit gegen materielle Ressourcen zu tauschen. Beides, Vergewaltigung (auch eheliche Vergewaltigung) und Prostitution, so Dworkin, sind Verletzungen auch der sexuellen Intelligenz von Frauen, und sie existieren, weil Männer das so wollen. Zurück zum kleineren Übel: das ist also die Wahl, die alle Frauen haben, aber rechte Frauen wissen es deutlichst: es ist die Wahl, sich auf ihre sexuelle Verfügbarkeit reduzieren zu lassen, innerhalb der Ehe oder aber für viele Männer – um zu überleben. Dworkin belegt, dass auch die „Integration“ von Frauen in den Arbeitsmarkt nicht genügt, damit sich diese Wahl nicht mehr stellt: Frauen, so schreibt sie, werden nie genug bezahlt bekommen, da das Stigma ihres Frauseins sofort den Wert einer jeden Arbeit untergräbt. Das ist es, was rechte Frauen meinen, wenn sie sagen, sie seien mehr wert im Haus, als Ehefrau und Mutter, denn als Frau mit Job: sie wissen, dass das Geld, das Frauen verdienen, nie reicht, damit sie sich nicht, in der Ehe oder auf dem Strich, weiter sexuell ausbeuten lassen müssen (davon abgesehen setzt sich eine Frau am Arbeitsplatz ggf. auch zusätzlicher sexueller Belästigung aus). Dworkin beschreibt, dass es für rechte Frauen also gefühlt weitaus sicherer ist, sich im Haus, als Ehefrau und Mutter, nur von einem Mann sexuell und anderweitig ausbeuten zu lassen, als „draußen“ von vielen, und dass rechte Frauen durchaus sehen, dass linke Männer auch nicht besser sind: mit ihrer Objektifizierung von Frauen, ihrer Beschämung von „prüden“ Frauen, die sich nicht rumreichen lassen, mit ihrer Pornokonsum und Glorifizierung von Prostitution. Rechte Frauen wissen, dass sie wegen ihres sexuellen Werts respektiert werden, und wenigstens das wollen sie schützen dadurch, dass sie sexuelle Kontakt auf einen Mann beschränken, dass sie konform gehen und kooperieren: sie benutzen Sex und Kinder, um einen Wert zu bekommen, denn auch sie brauchen ein Heim, etwas zu essen und Kleidung.

Ein echter Augenöffner ist das Kapitel über Abtreibung. Warum schweigen Frauen über Abtreibung oder sind dagegen, sie zu legalisieren? Zunächst legt Dworkin dar, dass Männer Abtreibung als einen Angriff auf ihr Ego empfinden: denn sie ahnen, dass ihre Mutter vielleicht auch sie abgetrieben hätte, sie ahnen, dass es um ihren eigenen Sohn gehen könnte, der abgetrieben wird, und sie sind der festen Überzeugung, dass sogar eine Zelle von ihnen das Recht hat, in einer Frau zu sein und deren Körper zu verändern. Illegale Abtreibung, das bedeutet für die Frau, sich dafür foltern und bestrafen lassen zu müssen, dass sie Sex gehabt hat (ob sie den wollte oder nicht), dass sie Panik hat, dass sie sich schämt, dass sie es hasst, Frau zu sein, dass sie vielleicht fast stirbt. Es ist das Gesetz, das Männern das Recht gibt, Frauen gegen deren Willen zu ficken, und es ist das Gesetz, das Frauen zwingt, die so entstandenen Kinder auszutragen: illegale Abtreibung ist eine verzweifelte Art, dazu nein zu sagen. Frauen, so Dworkin, können nicht für Abtreibungen verantwortlich gemacht werden, da sie sich den Geschlechtsverkehr in einem Umfeld aus (potentieller) sexueller Gewalt und Unkenntnis darüber, wie eine freie Entscheidung bezüglich Sex aussehen würde, ja auch nicht aussuchen. Die Autorität von Männern über den Körper von Frauen (speziell Ehefrauen) wird verfügt von Gott und dem Gesetz, sogar dann, wenn diese Beziehung ausserhalb des Ehestatus´ als Folter und Sklaverei bezeichnet werden müsste, und eine Frau, die zu dieser Gewalt Nein sagt, wendet sich somit gegen Gott und Gesetz. Jede Frau, ganz gleich, ob sie schon einmal vergewaltigt worden ist oder nicht, lebt in dieser Umgebung forcierter Sexualität. Deswegen verstehen männliche Theologen auch den Unterschied zwischen Abtreibung nach Vergewaltigung und Abtreibung nach konsensualem Sex nicht: es ist für sie gleich, welche Umstände dazu geführt haben, dass die Frau schwanger wurde, Fakt ist: sie wurde ja nur in ihrer Funktion genutzt. Warum also wenden sich rechte Frauen gegen das legalisierte Recht auf Abtreibung? Dworkin sagt: weil sie sehen, dass das zu noch mehr Elend führen würde. Die 68´er Revolution mit ihrer vorgeblichen sexuellen Befreiung von Frauen war am Ende ja doch nur der Anspruch linker Mann daran, dass Frauen sich jetzt nicht nur ficken lassen sollten, sondern auch noch ficken lassen wollen sollten. Sie hat Frauen nicht befreit, sie hat sie vollends pornographisiert, und der Zwang dazu, sexuell befreit zu sein und es jederzeit mit jedem (oder mehreren) wollen zu müssen, hat zu viel mehr sexueller Gewalt geführt – die in Schwangerschaften enden kann, mit denen die „befreiten“ Frauen am Ende alleine dasitzen. Männer, so Dworkin, kämpften für das Recht auf Abtreibung, weil Frauen die Gefahr einer Schwangerschaft vorschoben, um nicht mit ihnen schlafen zu müssen. Deswegen reagierten linke Männer auch nicht solidarisch auf die in den 70igern entstandene autonome Frauenbewegung, die wahre sexuelle Befreiung und das Recht von Frauen auf den eigenen Körper forderte: weil Frauen sich damit wieder der sexuellen Verfügbarkeit entzogen. Frauen hatten das Recht auf Abtreibung erhalten und sagten immer noch Nein zum Sex – ein absoluter Dealbreaker. Was rechte Frauen also über Abtreibung sagen, hat was damit zu tun, was sie über Sex wissen, und, wie alle Frauen, wissen sie schreckliche Dinge. Sie haben gelernt: Abtreibung bedeutet eine zusätzliche sexuelle Degradierung von Frauen, nämlich, noch mehr verfügbar sein zu müssen, und sie finden: einer (der Ehemann) ist besser als 10, 20, 100. Aus ihrer Sicht ist eine Schwangerschaft mit der daraus resultierenden Pflicht, die Frau zu versorgen und das Kind zu ernähren, die einzige Möglichkeit, Männer für das in die Verantwortung zu nehmen, was sie Frauen im Rahmen sexueller Gewalt antun. Rechte Frauen sind nicht gegen Abtreibungen, sie sind gegen legale Abtreibungen, weil sie wissen, dass es einfacher ist, mit einer illegalen Abtreibung das eigene Leben zu riskieren, als Nein zu einem Mann zu sagen, der einen trotzdem ficken wird, mit dem Segen Gottes und dem Recht des Staates, bis das der Tod euch scheidet.

Im Kapitel „Jews and Homosexuals“ beschreibt Dworkin männliche Homosexualität als mann-männlichen Konflikt, als Möglichkeit, einander damit zu erpressen und sich zu immer größerer Erfüllung des Männlichkeitsbildes zu pushen. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass durch den Rassismus der „andere“ Mann immer entweder als Vergewaltiger oder als Kastrat wahrgenommen wird – ersteres ein Angriff auf die eigene Männlichkeit (der „andere“ Mann als „Dieb“ der sexuellen Verfügbarkeit der eigenen Frauen), zweiteres als Möglichkeit der Überhöhung der eigenen Männlichkeit – Dworkin stellt außerdem die These auf, dass aus patriarchaler Sicht das Judentum durch den Holocaust quasi „kastriert“ worden ist, entmännlicht bis zur Beinahevernichtung.

Hass gegen andere Gruppen und Homophobie lassen sich mit dem Alten Testament begründen: es ist, steht dort geschrieben, nicht verboten, Frauen zu missbrauchen, es ist nur verboten, die Frauen, die stammeigenen Männern gehören, zu missbrauchen, weil das Unfrieden in den Stamm bringt. Hingegen ist männliche Homosexualität verboten: es ist nicht erlaubt, Männern das anzutun, was Männer Frauen antun, sie zu benutzen, als seien sie leere Gefäße und sie unterzuordnen durch Sex. Männer können nicht gleichzeitig als Frauen benutzt werden und machtvoll als Männern bleiben, ein homosexueller Mann ist also ein Angriff auf Männer als Gruppe / Klasse. Die Lust am forcierten Sex muss also auf Frauen umgeleitet werden, gleichzeitig muss geregelt werden, auf welche Frauen genau. Es gibt, aus Sicht rechter Frauen, einen guten Grund, Homosexuelle zu hassen: wenn Frauen als Sexobjekte austauschbar sind, wenn die einzige Würde, die sie erlangen können, die ist, Mütter zu werden (auch wenn damit Gewalt und Abhängigkeit steigen), dann bedeutet das, dass sie ohne Kinder überhaupt nichts mehr wert sind, und Homosexuelle, männlich wie weiblich, bedrohen die Vorgabe des Kinderkriegens, sie sind Vorboten einer Welt ohne Frauen als Mütter.

In „The coming gynocide“ zieht Dworkin Parallelen zwischen der negativen und positiven Bevölkerungspolitik der Nazis – damit ist keine Wertung gemeint, es sind dies historische Fachbegriffe: negative Bevölkerungspolitik beschreibt die Vernichtung „unwerten Lebens“, positive Bevölkerungspolitik meint hier die andere Seite der Medaille: das Fördern von Kindervielzahl bei den Frauen, deren Nachkommenschaft aus verschiedenen Gründen als erwünscht gilt. Dworkin sieht hier Gemeinsamkeiten mit der Situation in den USA: Frauen werden für ihren Uterus gebraucht, und es wird entschieden, welcher Uterus protegiert und wann und wie und von wem benutzt wird. Die „guten Frauen“ dürfen nicht abtreiben, die alten, armen, psychisch kranken oder schwarzen und indigene Frauen unterliegen einer Gefahr der Sterilisierung gegen ihren Willen.

Dworkin beschreibt, dass Frauen vernichtet werden durch Armut (z.B. alte Frauen, die „keiner mehr braucht“ in Pflegeheimen oder mit geringsten Renten), durch das Weggeschlossenwerden in Psychiatrien (denn Frauen haben keinen Grund, durchzudrehen, sie sind einfach nur „emotional“), durch Medikamente (gegen die Depression, in einem Leben voller Sackgassen gelandet zu sein, oder Amphetamine, um die fröhliche Hausfrau zu spielen und alles zu schaffen), durch den Arbeitsmarkt (der sicherstellt, dass schwarze Frauen trotz Sozialhilfe arbeiten müssen, praktisch eine Möglichkeit, die Sklaverei schwarzer Menschen dann irgendwie doch nicht abzuschaffen), durch das Sozialhilfesystem überhaupt (das für Frauen eine zusätzliche sexuelle Kontrolle bedeutet: sie werden bestraft dafür, arm zu sein und trotzdem Kinder zu haben, sie werden vom System ausgeschlossen, wenn sie sich prostituieren oder wenn sie einen Mann finden – damit kümmert sich dieses System um Frauen und kontrolliert sie gleichzeitig, es behält sie in einem Zustand des Hungers, der Verzweiflung und der Verfügbarkeit). Wenn der Wert von Frauen an ihrer Gebärfähigkeit gemessen wird, Kinder dieser Frauen aber unerwünscht sind, wohin dann mit diesen Frauen? Sie sollen arbeiten und hungern. So werden die einen dafür bestraft, keine Kinder zu haben und die anderen dafür, Kinder zu haben.

Dworkin beschreibt außerdem eine Dystopie (wie sich jetzt herausstellt, hatte sie recht), in der die Reproduktionsfähigkeit von Frauen genauso ein Markt werden soll wie ihre Sexualität (über Prostitution), in der der Staat Bedingungen schafft, in denen Frauen das tun müssen um zu überleben und ihnen dann sagt, sie wöllten es doch so. Am Ende, schreibt Dworkin, werden Männer die neuen Technologien dafür nutzen, Frauen noch besser zu unterdrücken und die Frauen zu erschaffen, die sie haben wollen: Hausfrauen, Prostituierte und Reproduziererinnen. Rechte Frauen, schreibt Dworkin, sehen deswegen nur einen Weg, um zu überleben: den sexuellen und reproduktiven Imperativ rechter Männer zu akzeptieren und innerhalb dieser Grenzen um Brotkrumen zu kämpfen.

Im letzten Kapitel wendet Dworkin sich dem Antifeminismus zu. Der Antifeminismus als soziales Modell geht davon aus, dass Frauen auf Grund ihrer Natur nie das erreichen können, was Männer erreichen, gleichzeitig sichert er zu, dass Frauen ihre Minderwertigkeit nicht als soziale Bürde betrachten müssen. Durch zwei Strategien wird Frauen Macht zugeschrieben: erstens durch die religiöse Verehrung „reiner“ Frauen ( moralisch und gut zu sein ist das Wesen von Frauen, aber es wird immer nur die abstrakte „reine“ Frau verehrt, nie eine reale, die sind nie „rein“ genug) und zweitens dadurch, dass behauptet wird, Frauen hätten ja in Wirklichkeit die Macht über Männer, weil sie in ihnen Lust hervorrufen (wofür sie dann aber via Vergewaltigung wieder bestraft werden, was konkret bedeutet, dass Frauen die Macht haben, Männer dazu zu provozieren ihnen wehzutun).

Alle drei Spielarten des Antifemininismus („gleichwertig aber nicht gleichartig“ / „Frauen sind überlegener weil sie Lust hervorrufen“ / „Männer sind überlegen“) treten oft gemischt auf, befürworten aber alle die männliche Überlegenheit.

Um menschliche Freiheit zu erreichen, reicht es nicht, sich einfach nur irgendwie zu verhalten, sondern die Strukturen müssen angegriffen werden. Rechten Frauen geschieht Sexismus genauso wie nichtrechten Frauen, auch sie haben die Gegebenheiten auf Sexismus hin analysiert, sie sehen ihn, sie haben einen Weg gefunden, damit umzugehen. Dworkin macht deutlich, dass Frauen alle in derselben Pampe stecken, mit demselben Sexismus zu kämpfen haben, und dass das Schicksal einer Frau das Schicksal aller Frauen ist und vor allem: dass Sexismus auch dann scheisse ist, wenn er Frauen betrifft, die ich nicht mag oder deren politische Einstellung ich nicht teile. Der Kern des Sexismus ist die Pornographie, sie definiert, wofür Frauen da sind, und es geht nie darum, ob eine innerhalb des Systems aus- oder aufsteigen kann, es geht immer um alle. Vergewaltigung, Prostitution, etc. sind Verbrechen, die real sind, die ein System haben und die die Lebensbedingungen aller Frauen formen, und nichts, kein Verhalten, wird Frauen davor beschützen. Es sind Verbrechen gegen die Frau als Frau. Antifemismus, schreibt Dworkin, ist der Widerstand gegen die Befreiung der Frau aus dem sex-class system, und er existiert von links bis rechts. Manchmal werden einige widerständige Frauen, Feministinnen, geopfert, damit für den Rest alles so bleiben kann, wie es ist, aber damit sollten Frauen sich nicht zufrieden geben. Nur die Freiheit aller Frauen beschützt jede einzelne. Abschliessend wirft Dworkin einen Blick auf die Welt, wie rechte Frauen sie sehen: sie leben in derselben Welt wie alle Frauen, und sie finden sie unveränderbar. Die Übermacht ist zu stark. Aus dieser Sicht machen ihre Meinungen Sinn. Heirat schützt sie vor Vergewaltigung durch andere Männer, Haushalt vor dem Arbeitsmarkt, Mutterschaft gibt ihnen den einzigen Wert, den sie haben. Natürlich funktioniert das nicht, aber der Antifeminismus hat sie davon überzeugt, dass männliche Gewalt nie kontrollierbar sein wird, dass die Umstände nie geändert werden können, und so versuchen sie, für sich den besten Deal herauszuschlagen, den sie kriegen können. Die Rechte bietet ihnen diesen besten Deal, denn heuchlerische Doppelmoral der linken Männer scheint ihnen, wie weiter oben aufgezeigt, keine Alternative zu sein.

Was sehen rechte Frauen, wenn sie Feministinnen sehen? Sie sehen Frauen. Frauen, die im selben System der Gewalt feststecken, die Opfer derselben Verbrechen werden. Frauen, die sich nicht gemäß ihrer Frauenrolle verhalten, und die dafür abgestraft werden – und das ist genau der Punkt, an dem der Selbstschutz sich anschaltet. Menschen in schwachen Positionen werden ihr Vertrauen nicht in Menschen in schwachen Positionen investieren. Menschen in schwachen Positionen, schreibt Dworkin, brauchen die Mächtigen, um zu überleben. Wer das sex-class system sieht, hat nur zwei Möglichkeiten: es zerstören oder versuchen damit zu überleben. Und rechte Frauen sehen keinen Weg, es zu zerstören.

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Andrea Dworkin 1979: Right-wing women: the politics of domesticated females.

Nur Englisch und antiquarisch, oder als PDF


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Siehe auch Radikalfeministische Lektüre: vier Bücher zur Kritik an Pornographie und Prostitution sowie Buchbesprechung: Radical feminism for men – Radikaler Feminismus für Männer (Robert Jensen).

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